Frühjahr 2019
Da geht noch mehr.
Irgendwann musste mal Platz geschaffen werden in der Physiksammlung. Neue Geräte brauchen eine Stelle. Da sah ich ein abgewracktes „Polydigit“ im Container, eine alte Röhrenstoppuhr. Die Schalter fehlten schon – abgebrochen. Die Kontakte verrottet. Im Innersten schlummerten aber noch die Ziffernröhren – die Grundlage meiner nächsten Nixie.
Den entsprechenden Bausatz für die Elektronik fand ich im Versandhandel.
So vergingen die Jahre. Ich hoffte immer, dass ich im Rahmen einer Elektronik-AG als Lehrer irgendwann Schüler finden würde, die die Ausdauer haben, um ein solches Projekt anzugehen. Daraus wurde leider nichts. Ich fand keine Schüler mit der entsprechenden Ausdauer.
Mittlerweile zog ich mit meiner Frau nach Istanbul und schickte all das Zeug mit. Nach ein paar Jahren Auslandsschuldienst und etwas mehr Freizeit ging ich mein Projekt an und bestückte die Leiterplatte. Ein Jahr später dann entschloss ich mich, auch die Röhren anzuschließen und einen ersten Funktionstest durchzuführen: Mit Erfolg! Nun packte mich die Lust und ich entwickelte ein Design und das passende Gehäuse.



Nun ging es ans Werk. Gegen Ende des Schuljahres haben bekanntlich die Schüler nicht mehr die große Lust auf Schule. Die türkischen Schüler sind da noch extremer: Die kommen gar nicht mehr zum Unterricht! Also wurde kurze Hand das Physikkabinett in eine Werkstatt umfunktioniert. Immer wenn ich eine freie Stunde hatte, lötete und baute ich. Es erwies sich als nicht so einfach in Istanbul an passende Kupferrohre und Fittings zu kommen. Den Türken ist Kupfer offensichtlich viel zu teuer. Alle Wasserleitungen bauen die in der Regel eher aus Plastik. Irgendwann fand ich aber doch noch einen Kupferhändler.
Da mir leider die passende Holzwerkstatt fehlt, gab ich das Holzgehäuse bei Burak, meinem Tischler des Vertrauens in Auftrag. Er ist ein Künstler und verwendet altes Hartholz für seine Möbel. So fing ich an zu bauen:



Nun als die Uhr ein Jahr in Betrieb war, fehlte mir doch die Möglichkeit, dass sich die Unr automatisch einstellt. In Istanbul kommt es doch öfter vor, dass der Strom kurz ausfällt. Also bestellte ich ein DCF77 Funkmodul. Leider hatte ich, weit weg von Mainflingen kein Empfang. Also mussten Alternativen her. Aus meiner letzten Elektronikbestellung hatte ich noch einen ESP32, einen Mikroprozessor mit WLAN! Leider fand ich nur die passende Sketches für den Vorgängertyp und ich war nicht wirklich bewandert in der Programmiersprache C. Aber nach einer Woche probieren schaffte ich es. Der Mikroprozessor holt sich einmal in der Minute die Atomzeit aus dem Internet, setzt diese in das alte Zeitzeichensignal, das per Langwelle aus Mainflingen kommt, um und justiert meine Uhr nun sekundengenau!
Im Adruino IDE musst du erst den ESP32 richtig einbinden. Hier findest du die Bibliothek des TimeLib. Die Bibliothek muss über das Menü “Sketch” ->” Bilbliothek einbinden” -> “Zip Bibliothek hinzufügen” eingebunden werden
